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Langfristige Folgen 02.06.2025, 07:00 Uhr

Waldbrände: Unsichtbare Gefahren für die Gesundheit

Ist ein Waldbrand gelöscht, enden damit aber nicht die Auswirkungen auf die Gesundheit. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Rauchpartikel auch Monate später noch schädlich sein können. Die Folge sind unter anderem Herz- und Lungenerkrankungen, Asthma und Bluthochdruck.

Blick in ein Waldgebiet: Am Boden breiten sich Flammen aus, der Rauch ist am Himmel zu sehen.

Waldbrände können auch noch Monate nachdem sie gelöscht sind, Gesundheitsschäden verursachen.

Foto: Panthermedia.com / yelantsevv

Die sichtbare Zerstörung von Waldbränden ist offensichtlich. Gerade in den USA bedrohen sie regelmäßig nicht nur die Natur, sondern auch Eigentum und Leben der Menschen, die in der Nähe leben. Dazu kommen aber unsichtbare Gefahren in der Luft. Forschende der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus und der Harvard T.H. Chan School of Public Health – beides in den USA – haben herausgefunden, dass Rauchpartikel die Gesundheit noch Monate nach einem Brand schädigen können. Besonders Feinstaubpartikel (PM2,5), die durch Waldbrandrauch entstehen, erhöhen das Risiko für zahlreiche kardiorespiratorische Erkrankungen. Eine aktuelle Studie belegt, dass diese schädlichen Auswirkungen bis zu drei Monate nach der eigentlichen Rauchbelastung auftreten können – deutlich länger, als frühere Untersuchungen nahelegten.

Die verheerendsten Brände aller Zeiten: Wenn Feuer wütet

PM2,5 sind Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von 2,5 Millimeter (mm). Damit erreichen sie eine maximale Größe, die mit der von Bakterien vergleichbar ist. Mit bloßem Auge lassen sie sich nicht erkennen. Ihre Gefahr darf nicht unterschätzt werden, da sie als Hauptbestandteil von Waldbrandrauch oxidativen Stress und Entzündungen verursachen können. Sie stellen damit eine unsichtbare Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Die Untersuchung der Forschenden bezog sich auf mehr als 13 Millionen Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und knapp 8 Millionen aufgrund von Atemwegserkrankungen. Untersucht wurden in der Studie alle Altersgruppen in den 15 US Bundesstaaten Arizona, Colorado, Delaware, Georgia, Iowa, Kentucky, Michigan, Minnesota, North Carolina, New Jersey, New York, Orgeon, Rhode Island, Washington und Wisconsin.

Neue Erkenntnisse zu Feinstaub – verursacht durch Waldbrände

„Die Waldbrandaktivitäten in den Vereinigten Staaten hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen, was zu einem Anstieg der Emissionen geführt hat, der die jahrzehntelangen Verbesserungen der Luftqualität zunichte macht“, sagt Yaguang Wei, Assistenzprofessor für Umweltmedizin an der Icahn School of Medicine. Deshalb bestehe auch dringender Forschungsbedarf, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Waldbrandrauch vollständig zu verstehen. Darüber hinaus müsse auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, dafür sensibilisiert werden.

Für ihre Analyse entwickelte das Team ein neues selbstkontrollierendes Forschungsdesign. Ihr Ziel war es, innerhalb eines Kohortenrahmens eine quasi-experimentelle Studie nachzuahmen. Deshalb verfolgten die Forschenden Gesundheit und Rauchbelastung der Teilnehmenden über einen definierten Zeitraum hinweg. Zugleich berücksichtigten sie automatisch Faktoren, die sich im Laufe der Zeit gar nicht oder nur langsam ändern – wie beispielsweise die Genetik. Diese wurden allerdings nicht explizit gemessen, da sie jede Person mit sich selbst verglichen. Mit der besonderen Methode des Abgleichs verbessert sich die Zuverlässigkeit der Studienergebnisse. Diese zeigten, dass insbesondere Bluthochdruck im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Rauchpartikeln einen deutlichen Anstieg aufwies.

Rauchpartikel schaden der Gesundheit: mehr Schutz nötig

„Selbst kurze Expositionen durch kleinere Brände, die nur wenige Tage dauern, können zu langanhaltenden gesundheitlichen Auswirkungen führen“, warnt Yaguang Wie. Die aktuellen Strategien im Umgang mit Waldbränden seien veraltet und fokussierten zu stark auf den Schutz von Eigentum statt auf Gesundheit der Bevölkerung. Rauchpartikel schaden der Gesundheit, weshalb neue Ansätze und strengere Vorschriften dringend erforderlich sind.

Die Studie ist die erste, die die mittelfristigen gesundheitlichen Folgen von Waldbrandrauch für alle wichtigen Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen umfassend untersucht. Sie zeigt, dass Rauchpartikel der Gesundheit nicht nur kurzfristig, sondern auch über einen längeren Zeitraum hinweg schaden. Besonders in benachteiligten Regionen und bei Menschen mit Vorerkrankungen ist das Risiko erhöht.

Die Forschenden fordern deshalb ein stärkeres Bewusstsein und gezielte Schutzmaßnahmen, zum Beispiel das Tragen von Masken und die Verwendung von HEPA-Filtern während und nach Waldbränden. „Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit, solche vorbeugenden Maßnahmen auch nach dem Ende der Brände über einen längeren Zeitraum fortzusetzen. Gemeinsame Anstrengungen auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene sind unerlässlich, um die Gesundheit der Gemeinden im ganzen Land zu schützen“, ergänzt Rosalind J. Wright, Dekanin für öffentliche Gesundheit und Vorsitzende der Abteilung für öffentliche Gesundheit.

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Von Nina Draese
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