Neues Energiemodell 14.06.2022, 07:00 Uhr

Schwankende Stromversorgung: Forscher suchen Lösung

Eine interaktive Plattform, die im Netz frei zugänglich ist, zeigt, wie das Energiesystem in Zukunft aussehen könnte. Das Ziel ist die Unabhängigkeit des europäischen Stromnetzes.

Solar- und Windanlagen

Damit die Energieversorgung bis 2050 in Europa grüner und autarker wird, müssen Sonnen- und Windkraft massiv ausgebaut werden.

Foto: panthermedia.net/wangsong

Aktuell befindet sich Europa in einer Situation der Abhängigkeit. Das lässt sich auch nicht schönreden. Schließlich kommt die Hälfte der benötigten Energie – damit sind vor allem fossile Energieträger wie Öl und Erdgas gemeint – aus dem Ausland. Welche Auswirkungen das haben kann, wird seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine besonders deutlich. Denn die Abhängigkeit betrifft nicht nur das Klima, sondern auch die Sicherheit innerhalb Europas. Im Rahmen einer Studie haben nun Forschende der ETH Zürich und der TU Delft herausgefunden, dass es durchaus möglich ist, bis 2050 ein Energiesystem in Europa aufzubauen, das kohlenstofffrei und autark funktioniert. Darüber hinaus zeigen Sie mehr als 400 Optionen auf, wie das technisch umsetzbar sei und zudem noch kosteneffizient ginge.

Grundvoraussetzung dafür sei allerdings der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien. Besonders Wind- und Sonnenenergie könnten hier einen erheblichen Beitrag leisten. Hinzu kämen eine Reihe von flexiblen Umwandlungs-, Speicher- und Verteilungstechnologien. Wenn man diese Möglichkeiten deutlich besser ausschöpfe als bisher, könne man auf Energie aus fossilen Brennstoffen verzichten. „Auf dem Weg zu einem grünen, unabhängigen Energiesystem in Europa gibt es viel mehr Flexibilität als wir bisher gedacht haben“, erläutert Bryn Pickering, Forscher an der ETH.

Mit dieser Methode sollen Batterien viel mehr Leistung bringen

Grüne Energieversorgung: Schwankungen ausgleichen durch Speicherkapazitäten

Und gerade diese Flexibilität hat die Forschenden besonders interessiert. Damit ihre Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden können, haben sie ein Energiemodell von Europa erstellt. Das bilden sie auf einer interaktiven Plattform ab, die im Internet frei zugänglich ist. Es zeigt Nachfrage und Angebot erneuerbarer Energien. Hinzu kommen schwankende Ströme von Elektrizität, Wärme, Wasserstoff, synthetischen Kohlenwasserstoffen und Biokraftstoffen. Die Werte stammen von 35 Ländern. Auf der Plattform kann jede Nutzerin und jeder Nutzer einstellen, welcher Fokus gewünscht ist. Damit wollen die Forschenden auch der schwankenden Stromproduktion, die bei erneuerbaren Energien nun einmal gegeben ist, begegnen. Denn neben den flexiblen Technologien seien auch Ausgleichsmechanismen integriert. Dazu zählen vor allem Speicherkapazität, aber auch Biotreibstoffe sowie die Elektrifizierung von Verkehr und Wärme. „Indem die Nutzer diese Faktoren beliebig variieren, werden unterschiedliche Zielkonflikte und komplexe Zusammenhänge im Energiesystem sichtbar“, sagt Stefan Pfenninger von der TU Delft, einer der Mit-Autoren der Studie.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
TenneT-Firmenlogo
Asset Spezialist elektrische Eigenbedarfssysteme HVDC-Anlagen (m/w/d) TenneT
Lehrte, Bayreuth Zum Job 
TenneT TSO GmbH-Firmenlogo
Referent für Beeinflussungsthemen (m/w/d) TenneT TSO GmbH
Bayreuth Zum Job 
Nordex SE-Firmenlogo
Validation Engineer (m/f/d) Loads and Vibration Nordex SE
Hamburg, Rostock Zum Job 
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Energieverfahrenstechnik Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Hannover Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Abfallbeauftragte (m/w/d) für konventionelle Reststoffe Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) für radioaktive Abfälle Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) für Herausgabe und Freigabe von Reststoffen aus der atom- und strahlenschutzrechtlichen Überwachung Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Hereon-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/d) für Reststoffbearbeitung und Analytik Helmholtz-Zentrum Hereon
Geesthacht (bei Hamburg) Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Prozesssimulation/Verfahrenstechnik Iqony Solutions GmbH
BIONORICA SE-Firmenlogo
Projektingenieur Gebäudetechnik / TGA (m/w/d) BIONORICA SE
Neumarkt Zum Job 
VTG GmbH Ingenieurbüro-Firmenlogo
Projektleitung Spezialtiefbau und Rohrvortrieb (m/w/d) VTG GmbH Ingenieurbüro
Haar bei München Zum Job 
VTG GmbH Ingenieurbüro-Firmenlogo
Projektleitung Kanalbau / Wasserwirtschaft (m/w/d) VTG GmbH Ingenieurbüro
Haar bei München Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Key-Account-Manager:in (m/w/d) Iqony Solutions GmbH
ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH-Firmenlogo
Lead Ingenieur für Thermische Systeme (m/w/d) ILF CONSULTING ENGINEERS GERMANY GMBH
München Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) für Automatisierung und Netzführung Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Stationsplanung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
(Junior) Ingenieur Betriebsmitteltechnik (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Iqony Solutions GmbH-Firmenlogo
Projektleiter:in Energietechnik (m/w/d) - FTE 1 Iqony Solutions GmbH
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Cluster Lead Betrieb Stromnetz (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur als Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung Die Autobahn GmbH des Bundes
Würzburg Zum Job 

Ein Beispiel: Man entscheidet sich für eine beschränkte Verwendung von Biokraftstoffen. Daraus resultiert automatisch, dass Wärmeversorgung und Transport elektrifiziert werden müssen und auch E-Autos dann laden, wenn ausreichend Strom vorhanden ist. Biokraftstoffe sollten vor allem in den Ländern produziert werden, in denen Elektrizität möglichst günstig ist. Das sei zum Beispiel in Ländern wie Großbritannien, Irland oder Spanien der Fall. Auf diese Art und Weise ließe sich die Nachfrage kosteneffizient decken. Das hätte aber natürlich wieder zur Folge, dass Länder, die diese Kraftstoffe benötigten, sie importieren. Wenn stattdessen ein höherer Autarkiegrad gewünscht ist, gäbe es eigentlich keine Alternative zu vollständig elektrifiziertem Verkehr – mit passenden Ladezeiten, die auch ein schwankendes Energieangebot decken könne.

Runter mit den Emissionen: Schweiz will statt auf Importe auf Wind und Sonne setzen

Grüne Energieversorgung: Bandbreite an Technologien und kostengünstigen Lösungen

Im Rahmen ihrer Studie fanden die Forschenden heraus, dass es zahlreiche kontinentale und regionale Möglichkeiten gäbe, erneuerbare Energie und synthetische Kraftstoffe kostengünstig zu produzieren. Wenn zum Beispiel in Großbritannien und Irland die Windenergie besonders ausgebaut und auch die Wasserstoffproduktion immens erweitert würde, sei es notwendig, die Übertragungsnetze auszubauen. Denn auf die Art und Weise profitierten neben den beiden Ländern noch zahlreiche weitere in Europa davon. Eine bessere Verteilung von Produktion und Speicherkapazitäten ermögliche es zum Beispiel, dass es südliche und nördliche Zentren in Europa gäbe. Aktuell laufe es eher auf eine Zentrierung der Solarenergie in Südeuropa hinaus. Gehe man den anderen Weg, müsse man die kontinentalen Übertragungsnetze hingegen in moderaterem Rahmen ausbauen.

„Die Grundannahmen dieses Modells sind mit einigen Unsicherheiten behaftet. Die 441 Optionen illustrieren vor allem mögliche Zukunftsszenarien, an denen sich Entscheidungsträgerinnen und -träger orientieren können und sollten nicht als Prognosen verstanden werden“, sagt Pickering. Die Studie visualisiere erstmals, Möglichkeiten, Optionen und Konflikte eines grünen und autarken europäischen Energiesystems.

Mehr zum Thema grüne Energieversorgung:

OSZAR »

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.

OSZAR »