Honda verblüfft die Welt mit wiederverwendbarer Rakete
Honda testet erfolgreich eine selbst entwickelte Rakete – mit Rückkehr zur Erde. Das Ziel: Suborbitale Raumflüge bis 2029.

Honda hat erfolgreich den ersten Start- und Landetest einer selbst entwickelten wiederverwendbaren Rakete durchgeführt.
Foto: Honda
Honda ist weltweit bekannt für leistungsstarke Motoren, Motorräder und Autos. Nun nimmt das Unternehmen aus Tokio eine neue Richtung: den Weltraum. Am 17. Juni 2025 gelang Honda ein bemerkenswerter Schritt in der Entwicklung einer eigenen, wiederverwendbaren Rakete. Der erste Start- und Landetest des Prototyps verlief erfolgreich. Das Ziel: suborbitale Flüge – also Raumflüge bis an den Rand des Weltalls – bis spätestens 2029.
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Technische Details des Prototyps
Die Rakete misst 6,3 Meter in der Länge und hat einen Durchmesser von 85 Zentimetern. Ihr Trockengewicht liegt bei 900 Kilogramm. Während des Tests stieg sie auf eine Höhe von 271,4 Metern – und kehrte kontrolliert zurück. Die Landung erfolgte mit einer Abweichung von nur 37 Zentimetern vom geplanten Punkt. Die gesamte Flugzeit betrug 56,6 Sekunden. Ein kurzer Flug – aber ein großer Schritt für Honda.
Der Test fand im Honda-Werk in Taiki Town auf Hokkaido statt. Das Gelände bietet ausreichend Platz und wurde durch einen Sperrbereich mit einem Kilometer Radius abgesichert. Auch Sicherheitsprotokolle für den Fall technischer Probleme wurden beachtet. Die Rakete war mit einem eigenen System zur Flugkontrolle ausgestattet, das automatisch Kurs- und Geschwindigkeitsabweichungen erfasst und korrigiert.
Warum Wiederverwendbarkeit entscheidend ist
Raumfahrt ist teuer – vor allem wegen der vielen Einwegkomponenten. Eine Rakete, die nach dem Start sicher zurückkehrt, lässt sich mehrfach einsetzen. Das spart nicht nur Material, sondern vor allem Kosten. Genau diese Idee verfolgt Honda: „Dieser Test war der erste Start- und Landetest mit dem Ziel, die Wiederverwendbarkeit der Rakete nachzuweisen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
Dafür braucht es stabile Steuerung während des Aufstiegs, eine präzise Bahnführung beim Abstieg – und eine sichere Landung. Honda konnte all diese Punkte mit dem aktuellen Prototyp demonstrieren. Die dabei gewonnenen Flugdaten sollen nun in die Weiterentwicklung einfließen.
Suborbitale Raumflüge als Ziel
Anders als orbital fliegende Raketen umrunden suborbitale Flugkörper die Erde nicht vollständig. Sie steigen steil auf, erreichen den Rand des Weltraums – und kehren dann auf die Erde zurück. Diese Flüge gelten als realistische Option für Forschung, Tourismus oder Kleinsatellitenstarts. Sie sind technisch einfacher umzusetzen und benötigen weniger Energie.
Honda strebt an, bis 2029 die nötige Technologie dafür bereitzustellen. Noch ist die Entwicklung im Grundlagenstadium. Die kommerzielle Nutzung ist nicht beschlossen. Dennoch investiert Honda konsequent in den Aufbau der nötigen Systeme – inklusive Steuerungssoftware, Triebwerksentwicklung und Bodensystemen.
Raumfahrtforschung bei Honda
Schon seit 2021 beschäftigt sich Honda mit Raumfahrt. Im selben Jahr stellte das Unternehmen erstmals Pläne für wiederverwendbare Raketen vor. 2024 begannen offizielle Tests in Taiki, darunter Schwebeflüge und Verbrennungsprüfungen. Inzwischen gibt es sogar eine Raumfahrtabteilung in den USA, die internationale Kooperationen vorbereiten soll.
Ziel der Raumfahrtaktivitäten ist nicht nur der Bau einer Rakete. Honda arbeitet auch an Technologien wie Robotik für den Weltraumeinsatz und Energiesystemen für langfristige Raumfahrtmissionen. Dazu zählen beispielsweise Konzepte für geschlossene Kreisläufe, die auf der Basis von Wasserstoff, Sauerstoff und regenerativer Energieversorgung funktionieren.
Weltraumdaten als Zukunftsmarkt
Warum ein Automobilhersteller überhaupt in den Weltraum will? Die Antwort liegt in der zunehmenden Bedeutung von Satellitendaten. Immer mehr Anwendungen – vom autonomen Fahren bis zur Wettervorhersage – stützen sich auf Daten aus dem Orbit. Unternehmen wie Honda könnten davon profitieren, wenn sie eigene Satelliten mit eigenen Trägersystemen ins All bringen.
Die Nutzung des Weltraums wird zunehmend privatwirtschaftlich dominiert. Neben Honda planen auch andere Unternehmen, sich auf diesem Markt zu etablieren. In Japan unterstützt die Regierung diese Entwicklung. Ihr Ziel: eine Verdopplung der nationalen Raumfahrtindustrie auf rund 55 Milliarden US-Dollar bis Anfang der 2030er Jahre.
Konkurrenz schläft nicht
Honda ist nicht allein. SpaceX mit seiner Falcon-9-Rakete hat vorgemacht, wie sich wiederverwendbare Systeme wirtschaftlich betreiben lassen. Auch Blue Origin und chinesische Unternehmen arbeiten daran. Sogar Toyota ist aktiv – mit Plänen zur Massenproduktion kleiner Raketen.
In Japan sind inzwischen mehrere Start-ups im Spiel. Eines davon ist Innovative Space Carrier, das in den USA eine Rakete mit US-Triebwerk testen will. Auch andere Konzepte wie flügelbewehrte Raketen sind im Gespräch. Der internationale Wettbewerb wird härter – aber Honda setzt auf die Integration eigener Technologien aus dem Fahrzeugbau und der Steuerungssystemtechnik.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Für Honda ist der Test kein reines PR-Projekt. Global-CEO Toshihiro Mibe erklärt: „Wir glauben, dass die Raketenforschung ein sinnvolles Unterfangen ist, das die technologischen Stärken von Honda nutzt.“ Das Unternehmen will damit auch in Zukunft neue Werte schaffen – und dabei ökologische und sicherheitsrelevante Aspekte nicht außer Acht lassen.
Langfristig könnten daraus neue Dienstleistungen entstehen, die über die Raumfahrt hinaus Wirkung zeigen. Etwa durch Kooperationen mit anderen Geschäftsbereichen des Konzerns. Möglich wären zum Beispiel Datenübertragungssysteme für Fahrzeuge oder neue Mobilitätsdienste mit orbitaler Anbindung.
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